Fortbildung
ZEITSCHRIFT
PTA PLUS
FORTBILDUNG
MEHR
×
Benutzeranmeldung
Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden.
Viel Spaß beim Stöbern in aktuellen News, Fortbildungen und mehr!
E-Mail:
Passwort:
Anmelden
© Urban-Photographer / iStock / Getty Images
Spritzen, Kanülen und weitere Hilfsmittel
PKA-Fortbildung
Spritzen, Kanülen und weitere Hilfsmittel
Was genau ist gemeint, wenn ein Kunde wieder „seine Nadeln“ haben möchte? Benötigt er bestimmte Kanülen oder aber Lanzetten, um einen Blutstropfen für die Blutzuckermessung zu entnehmen? Hier finden Sie eine Übersicht über Spritzen, Kanülen und ähnliche Hilfsmittel.
01. November 2025
8 Minuten
Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Januar 2026
INHALT
ARTIKELFAKTEN
8 Minuten
01. November 2025
Einige dieser Hilfsmittel gehören sogar zum gesetzlich vorgeschriebenen Notfallsortiment der Apotheke: Medizinprodukte, die notwendig sind, um Arzneimittel parenteral zu applizieren oder um Körperflüssigkeiten wie Blut steril zu entnehmen. Gemäß Apothekenbetriebsordnung muss jede Apotheke einen durchschnittlichen Wochenvorrat an Einwegspritzen, Einwegkanülen und Überleitungssystemen vorrätig halten. Aber es gibt noch viele weitere Hilfsmittel aus diesem Bereich, mit denen Sie sich als PKA auskennen sollten.
Lernziele
In dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung erfahren Sie,
welche verschiedenen Spritzen und Kanülen eine Apotheke vorrätig haben muss
was die unterschiedlichen Angaben auf den Verpackungen zu bedeuten haben und
welche Spezialprodukte das Leben für Patienten und Personal erleichtern können.
Einwegspritzen
Sie bestehen aus zwei Teilen: einem Zylinder mit Griffplatte und einem passenden Kolben mit Stempel. Es gibt auch Modelle mit einem zusätzlichen Silikonring am Stempel, wodurch das Aufziehen eines Stoffes oder die langsame Applikation von Parenteralia leichter fällt. Die üblichen Größen fassen ein Volumen von 1, 2, 3, 5, 10 und 20 Milliliter (ml) und besitzen je nach Einsatzgebiet eine verschieden gegliederte Skala. Angeboten werden sie meist in Packungsgrößen mit 100 Stück. Daneben gibt es auch größere Spritzen mit Fassungsvolumina von 50 bis 100 ml, die zum Beispiel als Wundspritzen zur Reinigung von Wunden oder als Blasenspitzen zur Blasenspülung verwendet werden. Auch zur parenteralen Ernährung gibt es Spritzen mit größerem Volumen.
Kanülen
Sie werden auch als Hohlnadeln bezeichnet. Man kann sie mit Spritzen verbinden, indem man sie aufsteckt (Luer-System) oder aufschraubt (Luer-Lock-System). Sie passen auf alle gängigen Spritzen. Standard-Kanülen gibt es in vielen unterschiedlichen Längen und Durchmessern. Zur schnellen Unterscheidung der jeweiligen Außendurchmesser der Kanülen hat sich folgendes nach ISO-Normen (Internationale Organisation für Normung oder International Organization for Standardization) codierten Farbsystem der Umverpackungen und der Ansatzstücke der Kanülen etabliert:
Grau steht für sehr dünne Kanülen, die für subcutane (s.c.) Injektionen verwendet werden.
Blau und schwarz stehen für Kanülen mit mittleren Durchmessern.
Grüne und gelbe Nadeln besitzen einen großen Durchmesser und werden häufig zum Aufziehen von Flüssigkeiten aus Infusionsflaschen verwendet oder auch bei glutealen intramuskulären Injektionen.
Der Durchmesser und damit der Anwendungsbereich der Kanülen lässt sich auf den Verpackungen zusätzlich anhand mehrerer verschiedener Maßeinheiten ermitteln. Das nach einem französischen Chirurgen benannte Pravaz-System verwendet die Abkürzung „Gr.“ für Größe. Der Durchmesser der gelben Kanülen ist mit Gr. 1 gekennzeichnet, der Durchmesser der etwas dünneren dunkelgrünen mit Gr. 2 und die sehr feinen mittelgrauen mit Gr. 21. Je größer die Zahl, desto dünner die Kanüle. Das ist zunächst ungewöhnlich, hat sich aus historischen Gründen aber so etabliert. Erst viel später hinzugekommene Durchmesser und Farben besitzen keine Pravaz-Kennzeichnung, da sie früher aus technischen Gründen noch nicht produziert werden konnten und erst später in den medizinischen Alltag eingeführt wurden.
Auch die aus England stammende mit G abgekürzte Gauge-Codierung ist auf den Verpackungen zu finden. Wie bei den Pravaz-Bezeichnungen stehen größere Ziffern für kleinere Durchmesser, also feinere Kanülen.
Die Einheit Charriere (Ch) ist ebenfalls ein Maß für den Außendurchmesser von Kanülen und befindet sich auf vielen Verpackungen. 1 Ch sind 1/3 Millimeter (mm), beziehungsweise 3 Ch sind 1 mm. Die Verwendung der Einheit Charriere ist in Deutschland für Kanülen allerdings nicht üblich, sie ist bei Kathetern aber meistverwendet.
Die Länge von Kanülen wird einfacherweise in Millimeter angegeben. Von einigen Kanülenfarben gibt es dabei mehrere gebräuchliche Längen. Von dunkelgrünen Kanülen sind solche mit Längen von 30, 35, 40, 50 und auch 120 mm auf dem Markt. Deshalb sollten Sie bei telefonischen Bestellungen auf alle Fälle nach der Länge der Kanülen fragen oder sich die jeweilige Pharmazentralnummer geben lassen.
Sicherheitskanülen (Safety-Kanülen) helfen, Verletzungen beim medizinischen Personal vorzubeugen. Dazu sind an jeder Kanüle Schutzvorrichtungen aus Kunststoff angebracht, die das Risiko verringern, sich bei der Anwendung selbst zu stechen.
Perfusionskanülen
Sie werden wegen ihrer gewissen Ähnlichkeit mit Schmetterlingen auch Butterflys genannt. Sie bestehen aus einer sehr dünnen kurzen Hohlnadel, flexiblen farbigen Kunststoffflügeln, einem durchsichtigen Kunststoffschlauch und einem Anschlussstück. Sie werden gerne zur Blutentnahme verwendet, weil sie sich durch die Flügel besser als klassische Kanülen anfassen lassen, ohne die Nadel selbst zu bewegen. Damit verläuft die Blutentnahme sanfter und die Gefahr einer Perforation der Vene verringert sich.
Venenverweilkanülen
Man legt sie, wenn zu erwarten ist, dass ein Patient in nächster Zeit öfters intravenös zu verabreichende Arzneimittel als Injektion oder Infusion verabreicht bekommen muss. Dies erspart zum einen mehrmaliges, für die Patienten unangenehmes und das medizinische Personal aufwendiges Stechen. Zum anderen ist für unvorhergesehene Komplikationen im Verlauf der Behandlung bereits ein intravenöser Zugang vorhanden, falls es einmal schnell gehen muss.
Venenverweilkanülen bestehen wie üblich bei Kanülen im Kern aus einer Hohlnadel aus Edelstahl, die zum Durchstechen der Haut benötigt wird. Direkt um diese Hohlnadel herum befindet sich ein passender Katheter aus hautverträglichem Kunststoff wie Polyurethan. Nachdem die Venenverweilkanüle in der Vene platziert ist, kann die spitze Edelstahlnadel wieder herausgezogen werden, ihre Funktion in der Vene wird nun durch das verbleibende Kunststoffröhrchen ersetzt. Das hat den Vorteil, dass der Patient die Vene bei Bewegungen nicht so leicht perforiert oder anderweitig verletzt. Die Verweilzeit ist für bis zu vier Tage vorgesehen. Bezeichnet werden Venenverweilkanülen häufig nach dem Marktführer auch als Braunüle®, auch wenn manchmal ein Produkt von einem anderen Hersteller gemeint ist.
Überleitungssysteme
Sie werden auch als Infusionssyteme/-bestecke und Transfusionssysteme/- bestecke bezeichnet. Ihre Aufgabe ist es, eine Infusionsflasche mit einer Kanüle zu verbinden, um dadurch eine intravenöse Verabreichung zu ermöglichen. Infusionssysteme bestehen aus einem Einstechdorn, der durch den Kunststoffstopfen der Infusionsflasche gestochen wird und mit einer Tropfkammer verbunden ist. Darauf folgt ein Infusionsschlauch mit einem Durchflussregler in Form einer Schraub- oder Rollenklemme. Über einen Konnektor wird das Überleitungssystem mit einer Venenweilkanüle verbunden.
Transfusionssysteme/- bestecke im strengen Sinn besitzen einen zusätzlichen Filter in der Tropfkammer. Fragen Sie vor der Bestellung größerer Mengen im Zweifelsfall nach der genauen Bezeichnung der gewünschten Artikel, denn die Bezeichnungen werden gern synonym verwendet.
Pennadeln für Insulinpens
Dies sind besonders feine, mehrfachgeschliffene Hohlnadeln. Einige Qualitätsprodukte besitzen auf der Umhüllung der dünnwandigen Edelstahlnadeln eine spezielle Silikonüberfläche, die die Gleitfähigkeit der Nadel optimiert und den Einstich so sanft wie möglich macht. Das erhöht die Lebensqualität der betroffenen insulinpflichtigen Diabetiker, da sie zur optimalen Blutzuckereinstellung mehrmals täglich Insulin spritzen müssen. Weil Pennadeln so fein wie möglich konstruiert sind, ist ein Wechsel nach jeder Anwendung sehr wichtig, denn sie sind empfindlich und werden sehr schnell stumpf. Damit sich Ihre Kunden beim Wechseln der Nadeln nicht verletzen, können Sie mit Ihnen zusammen die einzelnen notwendigen Schritte zum Aufschrauben auf den Pen anhand eines Filmes oder der Bilder in der Gebrauchsanweisung gerne durchsprechen. Qualitätsprodukte sollten Schutzhülsen besitzen, die die Nadeln nur während der Injektion freigeben und danach automatisch verriegeln.
Die Länge der Nadeln wird vom Arzt anhand der Dicke des Unterhautfettgewebes ausgewählt. Bei sehr dünnen Menschen wird eine Nadellänge von 4 mm ausgewählt, bei korpulenten Menschen eine Nadellänge von 12 mm. Dazwischen gibt es 6, 8 und 10 mm lange Nadeln.
Einmal-Insulinspritzen
Darunter versteht man sehr dünne Spritzen mit integrierter Kanüle zur subcutanen Injektion von Insulin oder auch von anderen Arzneimitteln. Zwar verwenden die allermeisten Diabetiker statt Einmal-Insulinspritzen aus praktischen Gründen lieber Fertigpens oder Kartuschen zum Wechseln für Pens. Aber einige Ärzte benutzen sie gerne während der Einstellphase ihrer Patienten mit Insulin wegen der genauen Dosierbarkeit durch die gut ablesbare Feinskalierung. Bevor es Insulinpens gab, waren die Einmal-Insulinspitzen die übliche Applikationshilfe für Diabetiker.
Beim Bestellen müssen Sie darauf achten, ob es sich um U-100 oder um U-40 Insulinspritzen handelt. Bei den häufiger verlangten U-100 Insulinspritzen entspricht das Volumen von 1ml 100 I.E. (Internationale Einheiten). Die feinskalierte Skala ist dann in je 2 I.E. unterteilt. U-40 Einmal-Insulinspritzen sind für Insuline gedacht, bei denen ein Volumen von 1 ml nur 40 I.E. entspricht. Hier ist die kleinste ablesbare Skaleneinteilung 1 I.E.. Einige Ihrer insulinpflichtigen Diabeteskunden möchten gerne für den Fall, dass ihr Insulinpen einmal nicht funktionieren sollte, Einmal-Insulinspritzen für den Notfall zu Hause haben. Für diese Fälle sind ausschließlich die U-100 Einmalspritzen geeignet.
Lanzetten
Zur Blutentnahme für die Blutzuckerbestimmung werden von einigen Kunden umgangssprachlich auch öfter „Nadeln“ benutzt. Korrekt heißen sie Lanzetten. Es sind sterile Einwegprodukte, die aus hygienischen Gründen nach jeder Anwendung entsorgt werden müssen. Für sie fällt eine gesetzliche Zuzahlung an. Da es die meisten Menschen große Überwindung kostet, sich selbst zu stechen, gibt es zu den gängigen Blutzuckermessgeräten im selben Etui beigefügte stiftähnliche Stechhilfen. Auch bei den Stechhilfen gibt es immer wieder Verbesserungen, so ist durch mechanische Verbesserungen das Stechgeräusch bei neuen Geräten oft leiser, was den Schreckmoment für die Patienten reduziert und sogar das Schmerzempfinden verringern kann. Die Stechtiefe kann je nach Dicke der Hornhaut der verwendeten Finger individuell eingestellt werden.
Auch für das gefahrlose Einlegen der Lanzetten bis hin zu deren Entsorgung gibt es gutes Anschauungsmaterial und Erklärvideos, die Sie als PKA zusammen mit ihren Diabetes-Kunden ansehen können. Die Stechhilfe eines Kunden sollten Sie für eine Demonstration an sich selbst aber nicht verwenden, selbst wenn Sie dafür eine neue Lanzette einlegen würden. Denn im Gerät könnten sich kleinste Blutspritzer befinden, durch die Sie sich mit schweren Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis infizieren könnten.
Für Kunden, die aus feinmotorischen Gründen den Lanzettenwechsel fürchten oder dabei überfordert sind, eignen sich Stechhilfen mit Trommeln oft besser. Gewechselt wird in diesem Fall die ganze Trommel, die mehrere Lanzetten enthält, die bei den meisten Patienten für einen Tag ausreichen. Das Betätigen der Stechfunktion benötigt bei Qualitätsprodukten nur einen einzigen Handgriff. Die fertig benutzte Trommel kann später von pflegenden Angehörigen oder einem Pflegedienst gewechselt werden.
Da am Anfang insgesamt viel auf Neu-Insulinanwender einströmt, können Sie anbieten, einzelne Punkte wie die Blutentnahme, die Blutzuckermessung, die Verwendung der Insulinpens oder das Wechseln einer Insulin-Patrone zu einem späteren Termin gerne zu wiederholen. Dazu kann es sinnvoll sein, einen festen Termin auszumachen, damit Sie sich wirklich genug Zeit für Ihre Kunden nehmen können.
Liegt für die besprochenen Hilfsmittel ein Kassenrezept vor?
Dann müssen zunächst alle für Hilfsmittelrezepte üblichen Regelungen beachtet werden:
Besteht mit der angegebenen Krankenkasse grundsätzlich ein Liefervertrag?
Muss vorab ein Kostenvoranschlag eingereicht werden?
Steht die Diagnose auf dem Rezept?
Ist das Feld 7 angekreuzt?
Ist ein Verwendungszeitraum angegeben?
Stehen auf dem Rezept gleichzeitig auch Arzneimittel oder Verbandmittel? Das darf nicht sein!
Bei den besprochenen Artikeln handelt es sich um Hilfsmittel zu Verbrauch, im Gegensatz zu Hilfsmitteln wie Blutdruckmessgeräten oder Inhaliergeräten. Deshalb muss auf das Rezept zusätzlich zu den oben gemachten Angaben noch der Verwendungszeitraum angegeben sein. Falls dies der Arzt vergessen haben sollte, darf man es in der Apotheke nachholen, das Rezept kann „geheilt“ werden.
Nicht verwechseln dürfen Sie diese zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse abzurechnenden Hilfsmittel mit den Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch. Dabei handelt es sich um Pflegehilfsmittel wie Einmalhandschuhe, Bettschutzeinlagen oder Hände- und Flächendesinfektionsmittel, die Pflegebedürftige ab Pflegegrad1 erhalten können. Die Abrechnung erfolgt nicht über die üblichen Rezepte, sondern nach bestätigter Kostenübernahmeerklärung über die sogenannte Anlage 2.
Entsorgung
Wenn Spritzen, Kanülen und Lanzetten benutzt wurden, dürfen sie anschließend aus Sicherheitsgründen nicht einfach im Mülleimer landen, sondern sollen in speziellen durchstichsicheren Boxen gesammelt werden. Diese eignen sich prima als Zusatzempfehlung zum Ende Ihres Beratungsgesprächs!
Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.
Lernerfolgskontrolle
/
DIE PTA IN DER APOTHEKE ist die älteste am Markt befindliche Fachzeitschrift für Pharmazeutisch-technische Assistenten (m/w/d) und begleitet den Berufsstand seit Oktober 1971. Sie bietet einen informativen Mix aus Interviews und aktuellen Fachartikeln rund um die Themen Selbstmedikation, Beratung und Verkauf. Im Fokus steht das von der Bundesapothekerkammer akkreditierte Fortbildungsangebot.
© 2025 DIE PTA IN DER APOTHEKE
DIE PTA IN DER APOTHEKE ist die älteste am Markt befindliche Fachzeitschrift für Pharmazeutisch-technische Assistenten (m/w/d) und begleitet den Berufsstand seit Oktober 1971. Sie bietet einen informativen Mix aus Interviews und aktuellen Fachartikeln rund um die Themen Selbstmedikation, Beratung und Verkauf. Im Fokus steht das von der Bundesapothekerkammer akkreditierte Fortbildungsangebot.
SERVICE
INHALT
© 2025 DIE PTA IN DER APOTHEKE
ZEITSCHRIFT
PTA PLUS
FORTBILDUNG
MEHR
×
Benutzeranmeldung
Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich an der Website anzumelden.
Viel Spaß beim Stöbern in aktuellen News, Fortbildungen und mehr!
E-Mail:
Passwort:
Anmelden
© Urban-Photographer / iStock / Getty Images
Spritzen, Kanülen und weitere Hilfsmittel
PKA-Fortbildung
Spritzen, Kanülen und weitere Hilfsmittel
Was genau ist gemeint, wenn ein Kunde wieder „seine Nadeln“ haben möchte? Benötigt er bestimmte Kanülen oder aber Lanzetten, um einen Blutstropfen für die Blutzuckermessung zu entnehmen? Hier finden Sie eine Übersicht über Spritzen, Kanülen und ähnliche Hilfsmittel.
01. November 2025
8 Minuten
Veröffentlichung der Teilnahmebescheinigung:
01. Januar 2026
INHALT
ARTIKELFAKTEN
8 Minuten
01. November 2025
Einige dieser Hilfsmittel gehören sogar zum gesetzlich vorgeschriebenen Notfallsortiment der Apotheke: Medizinprodukte, die notwendig sind, um Arzneimittel parenteral zu applizieren oder um Körperflüssigkeiten wie Blut steril zu entnehmen. Gemäß Apothekenbetriebsordnung muss jede Apotheke einen durchschnittlichen Wochenvorrat an Einwegspritzen, Einwegkanülen und Überleitungssystemen vorrätig halten. Aber es gibt noch viele weitere Hilfsmittel aus diesem Bereich, mit denen Sie sich als PKA auskennen sollten.
Lernziele
In dieser von der Bundesapothekerkammer akkreditierten Fortbildung erfahren Sie,
welche verschiedenen Spritzen und Kanülen eine Apotheke vorrätig haben muss
was die unterschiedlichen Angaben auf den Verpackungen zu bedeuten haben und
welche Spezialprodukte das Leben für Patienten und Personal erleichtern können.
Einwegspritzen
Sie bestehen aus zwei Teilen: einem Zylinder mit Griffplatte und einem passenden Kolben mit Stempel. Es gibt auch Modelle mit einem zusätzlichen Silikonring am Stempel, wodurch das Aufziehen eines Stoffes oder die langsame Applikation von Parenteralia leichter fällt. Die üblichen Größen fassen ein Volumen von 1, 2, 3, 5, 10 und 20 Milliliter (ml) und besitzen je nach Einsatzgebiet eine verschieden gegliederte Skala. Angeboten werden sie meist in Packungsgrößen mit 100 Stück. Daneben gibt es auch größere Spritzen mit Fassungsvolumina von 50 bis 100 ml, die zum Beispiel als Wundspritzen zur Reinigung von Wunden oder als Blasenspitzen zur Blasenspülung verwendet werden. Auch zur parenteralen Ernährung gibt es Spritzen mit größerem Volumen.
Kanülen
Sie werden auch als Hohlnadeln bezeichnet. Man kann sie mit Spritzen verbinden, indem man sie aufsteckt (Luer-System) oder aufschraubt (Luer-Lock-System). Sie passen auf alle gängigen Spritzen. Standard-Kanülen gibt es in vielen unterschiedlichen Längen und Durchmessern. Zur schnellen Unterscheidung der jeweiligen Außendurchmesser der Kanülen hat sich folgendes nach ISO-Normen (Internationale Organisation für Normung oder International Organization for Standardization) codierten Farbsystem der Umverpackungen und der Ansatzstücke der Kanülen etabliert:
Grau steht für sehr dünne Kanülen, die für subcutane (s.c.) Injektionen verwendet werden.
Blau und schwarz stehen für Kanülen mit mittleren Durchmessern.
Grüne und gelbe Nadeln besitzen einen großen Durchmesser und werden häufig zum Aufziehen von Flüssigkeiten aus Infusionsflaschen verwendet oder auch bei glutealen intramuskulären Injektionen.
Der Durchmesser und damit der Anwendungsbereich der Kanülen lässt sich auf den Verpackungen zusätzlich anhand mehrerer verschiedener Maßeinheiten ermitteln. Das nach einem französischen Chirurgen benannte Pravaz-System verwendet die Abkürzung „Gr.“ für Größe. Der Durchmesser der gelben Kanülen ist mit Gr. 1 gekennzeichnet, der Durchmesser der etwas dünneren dunkelgrünen mit Gr. 2 und die sehr feinen mittelgrauen mit Gr. 21. Je größer die Zahl, desto dünner die Kanüle. Das ist zunächst ungewöhnlich, hat sich aus historischen Gründen aber so etabliert. Erst viel später hinzugekommene Durchmesser und Farben besitzen keine Pravaz-Kennzeichnung, da sie früher aus technischen Gründen noch nicht produziert werden konnten und erst später in den medizinischen Alltag eingeführt wurden.
Auch die aus England stammende mit G abgekürzte Gauge-Codierung ist auf den Verpackungen zu finden. Wie bei den Pravaz-Bezeichnungen stehen größere Ziffern für kleinere Durchmesser, also feinere Kanülen.
Die Einheit Charriere (Ch) ist ebenfalls ein Maß für den Außendurchmesser von Kanülen und befindet sich auf vielen Verpackungen. 1 Ch sind 1/3 Millimeter (mm), beziehungsweise 3 Ch sind 1 mm. Die Verwendung der Einheit Charriere ist in Deutschland für Kanülen allerdings nicht üblich, sie ist bei Kathetern aber meistverwendet.
Die Länge von Kanülen wird einfacherweise in Millimeter angegeben. Von einigen Kanülenfarben gibt es dabei mehrere gebräuchliche Längen. Von dunkelgrünen Kanülen sind solche mit Längen von 30, 35, 40, 50 und auch 120 mm auf dem Markt. Deshalb sollten Sie bei telefonischen Bestellungen auf alle Fälle nach der Länge der Kanülen fragen oder sich die jeweilige Pharmazentralnummer geben lassen.
Sicherheitskanülen (Safety-Kanülen) helfen, Verletzungen beim medizinischen Personal vorzubeugen. Dazu sind an jeder Kanüle Schutzvorrichtungen aus Kunststoff angebracht, die das Risiko verringern, sich bei der Anwendung selbst zu stechen.
Perfusionskanülen
Sie werden wegen ihrer gewissen Ähnlichkeit mit Schmetterlingen auch Butterflys genannt. Sie bestehen aus einer sehr dünnen kurzen Hohlnadel, flexiblen farbigen Kunststoffflügeln, einem durchsichtigen Kunststoffschlauch und einem Anschlussstück. Sie werden gerne zur Blutentnahme verwendet, weil sie sich durch die Flügel besser als klassische Kanülen anfassen lassen, ohne die Nadel selbst zu bewegen. Damit verläuft die Blutentnahme sanfter und die Gefahr einer Perforation der Vene verringert sich.
Venenverweilkanülen
Man legt sie, wenn zu erwarten ist, dass ein Patient in nächster Zeit öfters intravenös zu verabreichende Arzneimittel als Injektion oder Infusion verabreicht bekommen muss. Dies erspart zum einen mehrmaliges, für die Patienten unangenehmes und das medizinische Personal aufwendiges Stechen. Zum anderen ist für unvorhergesehene Komplikationen im Verlauf der Behandlung bereits ein intravenöser Zugang vorhanden, falls es einmal schnell gehen muss.
Venenverweilkanülen bestehen wie üblich bei Kanülen im Kern aus einer Hohlnadel aus Edelstahl, die zum Durchstechen der Haut benötigt wird. Direkt um diese Hohlnadel herum befindet sich ein passender Katheter aus hautverträglichem Kunststoff wie Polyurethan. Nachdem die Venenverweilkanüle in der Vene platziert ist, kann die spitze Edelstahlnadel wieder herausgezogen werden, ihre Funktion in der Vene wird nun durch das verbleibende Kunststoffröhrchen ersetzt. Das hat den Vorteil, dass der Patient die Vene bei Bewegungen nicht so leicht perforiert oder anderweitig verletzt. Die Verweilzeit ist für bis zu vier Tage vorgesehen. Bezeichnet werden Venenverweilkanülen häufig nach dem Marktführer auch als Braunüle®, auch wenn manchmal ein Produkt von einem anderen Hersteller gemeint ist.
Überleitungssysteme
Sie werden auch als Infusionssyteme/-bestecke und Transfusionssysteme/- bestecke bezeichnet. Ihre Aufgabe ist es, eine Infusionsflasche mit einer Kanüle zu verbinden, um dadurch eine intravenöse Verabreichung zu ermöglichen. Infusionssysteme bestehen aus einem Einstechdorn, der durch den Kunststoffstopfen der Infusionsflasche gestochen wird und mit einer Tropfkammer verbunden ist. Darauf folgt ein Infusionsschlauch mit einem Durchflussregler in Form einer Schraub- oder Rollenklemme. Über einen Konnektor wird das Überleitungssystem mit einer Venenweilkanüle verbunden.
Transfusionssysteme/- bestecke im strengen Sinn besitzen einen zusätzlichen Filter in der Tropfkammer. Fragen Sie vor der Bestellung größerer Mengen im Zweifelsfall nach der genauen Bezeichnung der gewünschten Artikel, denn die Bezeichnungen werden gern synonym verwendet.
Pennadeln für Insulinpens
Dies sind besonders feine, mehrfachgeschliffene Hohlnadeln. Einige Qualitätsprodukte besitzen auf der Umhüllung der dünnwandigen Edelstahlnadeln eine spezielle Silikonüberfläche, die die Gleitfähigkeit der Nadel optimiert und den Einstich so sanft wie möglich macht. Das erhöht die Lebensqualität der betroffenen insulinpflichtigen Diabetiker, da sie zur optimalen Blutzuckereinstellung mehrmals täglich Insulin spritzen müssen. Weil Pennadeln so fein wie möglich konstruiert sind, ist ein Wechsel nach jeder Anwendung sehr wichtig, denn sie sind empfindlich und werden sehr schnell stumpf. Damit sich Ihre Kunden beim Wechseln der Nadeln nicht verletzen, können Sie mit Ihnen zusammen die einzelnen notwendigen Schritte zum Aufschrauben auf den Pen anhand eines Filmes oder der Bilder in der Gebrauchsanweisung gerne durchsprechen. Qualitätsprodukte sollten Schutzhülsen besitzen, die die Nadeln nur während der Injektion freigeben und danach automatisch verriegeln.
Die Länge der Nadeln wird vom Arzt anhand der Dicke des Unterhautfettgewebes ausgewählt. Bei sehr dünnen Menschen wird eine Nadellänge von 4 mm ausgewählt, bei korpulenten Menschen eine Nadellänge von 12 mm. Dazwischen gibt es 6, 8 und 10 mm lange Nadeln.
Einmal-Insulinspritzen
Darunter versteht man sehr dünne Spritzen mit integrierter Kanüle zur subcutanen Injektion von Insulin oder auch von anderen Arzneimitteln. Zwar verwenden die allermeisten Diabetiker statt Einmal-Insulinspritzen aus praktischen Gründen lieber Fertigpens oder Kartuschen zum Wechseln für Pens. Aber einige Ärzte benutzen sie gerne während der Einstellphase ihrer Patienten mit Insulin wegen der genauen Dosierbarkeit durch die gut ablesbare Feinskalierung. Bevor es Insulinpens gab, waren die Einmal-Insulinspitzen die übliche Applikationshilfe für Diabetiker.
Beim Bestellen müssen Sie darauf achten, ob es sich um U-100 oder um U-40 Insulinspritzen handelt. Bei den häufiger verlangten U-100 Insulinspritzen entspricht das Volumen von 1ml 100 I.E. (Internationale Einheiten). Die feinskalierte Skala ist dann in je 2 I.E. unterteilt. U-40 Einmal-Insulinspritzen sind für Insuline gedacht, bei denen ein Volumen von 1 ml nur 40 I.E. entspricht. Hier ist die kleinste ablesbare Skaleneinteilung 1 I.E.. Einige Ihrer insulinpflichtigen Diabeteskunden möchten gerne für den Fall, dass ihr Insulinpen einmal nicht funktionieren sollte, Einmal-Insulinspritzen für den Notfall zu Hause haben. Für diese Fälle sind ausschließlich die U-100 Einmalspritzen geeignet.
Lanzetten
Zur Blutentnahme für die Blutzuckerbestimmung werden von einigen Kunden umgangssprachlich auch öfter „Nadeln“ benutzt. Korrekt heißen sie Lanzetten. Es sind sterile Einwegprodukte, die aus hygienischen Gründen nach jeder Anwendung entsorgt werden müssen. Für sie fällt eine gesetzliche Zuzahlung an. Da es die meisten Menschen große Überwindung kostet, sich selbst zu stechen, gibt es zu den gängigen Blutzuckermessgeräten im selben Etui beigefügte stiftähnliche Stechhilfen. Auch bei den Stechhilfen gibt es immer wieder Verbesserungen, so ist durch mechanische Verbesserungen das Stechgeräusch bei neuen Geräten oft leiser, was den Schreckmoment für die Patienten reduziert und sogar das Schmerzempfinden verringern kann. Die Stechtiefe kann je nach Dicke der Hornhaut der verwendeten Finger individuell eingestellt werden.
Auch für das gefahrlose Einlegen der Lanzetten bis hin zu deren Entsorgung gibt es gutes Anschauungsmaterial und Erklärvideos, die Sie als PKA zusammen mit ihren Diabetes-Kunden ansehen können. Die Stechhilfe eines Kunden sollten Sie für eine Demonstration an sich selbst aber nicht verwenden, selbst wenn Sie dafür eine neue Lanzette einlegen würden. Denn im Gerät könnten sich kleinste Blutspritzer befinden, durch die Sie sich mit schweren Krankheiten wie AIDS oder Hepatitis infizieren könnten.
Für Kunden, die aus feinmotorischen Gründen den Lanzettenwechsel fürchten oder dabei überfordert sind, eignen sich Stechhilfen mit Trommeln oft besser. Gewechselt wird in diesem Fall die ganze Trommel, die mehrere Lanzetten enthält, die bei den meisten Patienten für einen Tag ausreichen. Das Betätigen der Stechfunktion benötigt bei Qualitätsprodukten nur einen einzigen Handgriff. Die fertig benutzte Trommel kann später von pflegenden Angehörigen oder einem Pflegedienst gewechselt werden.
Da am Anfang insgesamt viel auf Neu-Insulinanwender einströmt, können Sie anbieten, einzelne Punkte wie die Blutentnahme, die Blutzuckermessung, die Verwendung der Insulinpens oder das Wechseln einer Insulin-Patrone zu einem späteren Termin gerne zu wiederholen. Dazu kann es sinnvoll sein, einen festen Termin auszumachen, damit Sie sich wirklich genug Zeit für Ihre Kunden nehmen können.
Liegt für die besprochenen Hilfsmittel ein Kassenrezept vor?
Dann müssen zunächst alle für Hilfsmittelrezepte üblichen Regelungen beachtet werden:
Besteht mit der angegebenen Krankenkasse grundsätzlich ein Liefervertrag?
Muss vorab ein Kostenvoranschlag eingereicht werden?
Steht die Diagnose auf dem Rezept?
Ist das Feld 7 angekreuzt?
Ist ein Verwendungszeitraum angegeben?
Stehen auf dem Rezept gleichzeitig auch Arzneimittel oder Verbandmittel? Das darf nicht sein!
Bei den besprochenen Artikeln handelt es sich um Hilfsmittel zu Verbrauch, im Gegensatz zu Hilfsmitteln wie Blutdruckmessgeräten oder Inhaliergeräten. Deshalb muss auf das Rezept zusätzlich zu den oben gemachten Angaben noch der Verwendungszeitraum angegeben sein. Falls dies der Arzt vergessen haben sollte, darf man es in der Apotheke nachholen, das Rezept kann „geheilt“ werden.
Nicht verwechseln dürfen Sie diese zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse abzurechnenden Hilfsmittel mit den Pflegehilfsmitteln zum Verbrauch. Dabei handelt es sich um Pflegehilfsmittel wie Einmalhandschuhe, Bettschutzeinlagen oder Hände- und Flächendesinfektionsmittel, die Pflegebedürftige ab Pflegegrad1 erhalten können. Die Abrechnung erfolgt nicht über die üblichen Rezepte, sondern nach bestätigter Kostenübernahmeerklärung über die sogenannte Anlage 2.
Entsorgung
Wenn Spritzen, Kanülen und Lanzetten benutzt wurden, dürfen sie anschließend aus Sicherheitsgründen nicht einfach im Mülleimer landen, sondern sollen in speziellen durchstichsicheren Boxen gesammelt werden. Diese eignen sich prima als Zusatzempfehlung zum Ende Ihres Beratungsgesprächs!
Die Autorin versichert, dass keine Interessenkonflikte im Sinne von finanziellen oder persönlichen Beziehungen zu Dritten bestehen, die von den Inhalten dieser Fortbildung positiv oder negativ betroffen sein könnten.
Lernerfolgskontrolle
/
DIE PTA IN DER APOTHEKE ist die älteste am Markt befindliche Fachzeitschrift für Pharmazeutisch-technische Assistenten (m/w/d) und begleitet den Berufsstand seit Oktober 1971. Sie bietet einen informativen Mix aus Interviews und aktuellen Fachartikeln rund um die Themen Selbstmedikation, Beratung und Verkauf. Im Fokus steht das von der Bundesapothekerkammer akkreditierte Fortbildungsangebot.
© 2025 DIE PTA IN DER APOTHEKE
DIE PTA IN DER APOTHEKE ist die älteste am Markt befindliche Fachzeitschrift für Pharmazeutisch-technische Assistenten (m/w/d) und begleitet den Berufsstand seit Oktober 1971. Sie bietet einen informativen Mix aus Interviews und aktuellen Fachartikeln rund um die Themen Selbstmedikation, Beratung und Verkauf. Im Fokus steht das von der Bundesapothekerkammer akkreditierte Fortbildungsangebot.
SERVICE
INHALT
© 2025 DIE PTA IN DER APOTHEKE